Schaffenspause

 

Wie ein ruhiges Ausatmen und ein langes Einatmen 

Meine Pause

Schaffenspause

Verloren, vergessen, ohne Wurzel, ohne Anker

Gut zu wissen, dass ich andocken kann

Irgendwann wieder

In meinem Kern

Gut, wenn ich weiß

Nicht immer, aber bald weiß ich es

Und der Zeitpunkt wird kommen

 




Ich weine tote Tränen
Der Brunnen ist tief und schwarz.
Ein See von brackigem Wasser in meiner Seele.
Es steigt auf, macht mich zur Qualle, die auf dem Sand vertrocknet.
Jetzt spüre ich mich, mein Herz, wie es langsam verbrennt.
Die Asche fliegt in großen Stücken in die Welt.


Heißer Sommer 


Dampfende Leere
Vorübergehendes Ausatmen
Gedanken
Gähnende Erde
Erschöpft
Grün fließt zusammen
Frisst sich gegenseitig auf
Um neu zu entstehen


Klorollenhalter


Wie ich mich über meinen Klorollenhalter freue…Ich könnte auch sagen über meinen neuen Klorollenhalter, aber das wäre gelogen, denn weder ist er neu noch hatte ich vorher überhaupt einen. Zwölf Jahre habe ich ohne Klorollenhalter gelebt. So lange hat es gedauert bis ich beim Ausmisten des Schuppens meines Freundes einen abgestaubt habe: bronzefarben, voll retro.
Nun gehöre ich dazu, zu den Klorollenhalterbesitzern. Ich muss mich nicht mehr umständlich auf dem Klo sitzend herumdrehen und hoffen, dass die Toilettenpapierrolle nicht schon wieder vom Spülkasten gekippt ist. Nie wieder vorzugsweise sitzend mit meiner Hand nicht bis zum Boden komme um sie wieder aufzuheben, sondern jetzt habe ich den Halter samt Rolle die ganze Zeit im Blick, in Augenhöhe. Das scheint recht hoch, war aber die einzige Möglichkeit in meinem Anderthalbquadratmeterbad, das gute – nicht neue – Stück an der Wand zu befestigen. Wenige Zentimeter weiter unten würde das Papier trotz Klorollenabdeckung vom Duschen garantiert nass und das will kein Mensch, ich jedenfalls nicht.
Trockenes Klopapier im rechten Augenblick in Augenhöhe und zum Greifen nah: Ein neues Lebensgefühl, eine Innovation in meinem Haushalt, ein Grund zur täglichen Freude allemal.

Winterspaziergang


Ich spaziere durch die kalte Luft. Die Pfützen auf dem schlammigen Weg laden zum Durchlaufen ein. Ich probiere, ob sie flach genug sind um keine nassen Füße zu bekommen. 
Hätte ich doch Gummistiefel an!
Ich sehe mich um, wähle Bäume aus, die sich zum Hochklettern eignen. Welche kann ich wohl ohne Räuberleiter besteigen? Welche eignen sich um Kamel zu spielen und davonzureiten?
Die vermooste Baumrinde ist nass und hat Grüntöne wie Haut eines tausende alten Tieres. 
Das Tier schwitzt- dabei ist doch Winter.

Mein Blick scannt den Boden um mich herum, denn vielleicht hat jemand eine Münze verloren und ich finde sie. Es ist Sonntag und damit ein guter Tag um Münzen zu finden- finde ich.

Ich bin Mitte fünfzig und im Kopf bin ich Kind- beim Winterspaziergang.